Leute!
Ich mache jetzt auch Kunst für Schweine.
Heute wurden von mir im Schweinestall und bei der Suhle auf dem Birkenhof in Wilnsdorf-Wilgersdorf Kunstwerke für die Schweine installiert. Und zwar "Schubberstücke". Schubberstücke sind nicht so sehr zum Betrachten gemacht, sondern die Rezipienten – in diesem Fall also die Schweine – sollen sich daran "schubbern", d.h. reiben. Mit der Serie "Schubberstücke" habe ich 2016 begonnen. Die Schubberstücke, die ich bisher geschaffen hatte, waren allesamt für Menschen*. Mit den Schubberstücken für Schweine betrete ich also Neuland. Da die ästhetischen Kategorien der Schweine weitgehend unbekannt sind, ist vieles noch ungewiss: Gibt es z. B. Schubberstücke, die für den Schweine-Massengeschmack tauglich sind und andere, die eher an das elitäre Empfinden einzelner, besonders distinguierter Schweine appellieren, aber von der Mehrheit im Stall abgelehnt werden?
Um das herauszufinden, wurde mit verschiedenen Materialien experimentiert. Auch kunstgeschichtliche Verweise finden sich. So thematisiert z.B. das "Kleine Schubberstücke für Ferkel" den Übergang von der Gotik zur Renaissance. Spitzbogige "gotische" Bürsten treffen auf Dürers betende Hände. Andere Schubberstücke greifen das Motiv des Blumenstilllebens – ergänzt um Spülbürstenköpfe – auf. Das "Schuh-Schubberstück" steht in der Traditionslinie des Nouveau Réalisme und versteht sich u. a. auch als Verbeugung vor dem Werk von Arman. Der Titel des Werkes "Ja, so warn's die alten Rittersleut" bei der Suhle erinert hingegen an ein Lied von Karl Valentin.
Bei der Installation der Werke war das Schweine-Publikum mit Eifer dabei. Zwar bekundeten einzelne Schweine auch ostentativ Desinteresse, indem sie beispielsweise den Kopf in das Stroh steckten. Doch andere konnten gar nicht genug kriegen. Und es wurde auch schon eifrig geschubbert. Ein kurzes Video dazu hier auf meinem YouTube-Kanal:
https://www.youtube.com/watch?v=Q2rC7DCQgd8
Wie lange die Ausstellung für die Schweine geöffnet sein wird, hängt vor allem auch von der Begeisterung ab, die ihr auch weiterhin seitens der Schweine entgegengebracht wird. D. h. sie währt so lange, bis die Kunstwerke durchgeschubbert sind. Wer den Schweinen beim Schubbern zusehen will, ist herzlich zu einem Besuch im Birkenhof eingeladen.
Text: Matthias Schamp