Lehrende: Prof. Johanna Schwarz
Studierende: Lehramt Kunst (BA)
Sommersemester 2025
Essen ist heute nicht mehr nur ein Grundbedürfnis, sondern ein kulturelles Phänomen und politisches Statement. Darstellungen von Nahrungsmitteln in der Kunst reichen weit zurück. Ihren Höhepunkt erlebten sie in den Stillleben der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es in der bildenden Kunst zu dem Einsatz von realen Lebensmitteln. In den 1930er-Jahren kamen die Futuristen auf die Idee, Nahrungsmittel als künstlerisches Material zu verwenden und die Zubereitung von Essen zur Kunstaktion zu erklären. In den 1960er-Jahren waren es Künstler wie Daniel Spoerri, Piero Manzoni, Dieter Roth, Joseph Beuys und Gordon Matta-Clark, die sich unabhängig voneinander mit dem kulturellen Stellenwert des Essens und Kochens, den grundlegenden Prinzipien der Ernährung und dem Essen als existenziellem Akt befassten. Heute sind es Künstler*innen wie Sonja Alhäuser, Isabelle Enders oder Rirkrit Tiravanija, die sich dem Thema widmen.
Der künstlerische Umgang mit Nahrung knüpft an eine elementare Schnittstelle von Kunst und Leben an: Die Realität des täglichen Lebens wird in die Kunst integriert, ein inhaltlicher Bezug zu den fundamentalen Dingen des Alltagslebens hergestellt. Auch stellen sich im Zusammenhang mit Essen existenzielle Grundfragen oft eindringlicher als bei anderen Themen. Dieses Thema ist somit für zeitgenössische Künstler*innen weiterhin höchst relevant, von der ästhetischen Ebene über die sinnliche Erfahrung bis hin zum politischen Aspekt. * Essen verbindet, stellt Gemeinschaft her, ist ein gesellschaftlicher Akt.
Im Seminar lassen wir uns von den zahlreichen Beispielen aus der Kunst inspirieren und Sie entwickeln eigene Projekte zum Thema. Das Medium ist freigestellt, Gruppenarbeit möglich. Es wird die Möglichkeit geben, im öffentlichen Raum der Stadt Siegen in Form einer großen Plakatwand ausgewählte Arbeiten zu präsentieren, zudem wäre eine performative Installation beim Rundgang 2025 möglich.
*Kunsthalle Nürnberg, „Delikatessen. Zwischen Kunst und Küche“